Trommelgeschichten

Einige Trommel die mit mir zusammen gebaut worden sind, haben für mich eine Geschichte. Ich finde es zu schade diese nicht aufzuschreiben. Für folgende Texte und Bilder haben mir Trommelbauern  und Trommelbauerinen ihre Zustimmung gegeben um sie zu teilen. Mehr von meinen Geschichten sind auf Facebook und Insta unter "Trommelbau OWL" zu finden. Ein Grund warum ich keinen Shop habe.

Die Haselin

oder der Hasel, einer der sieben „Häuptlingsbäume“.

Wie andere Völker auch teilten die Kelten Sträucher, Kräuter und Bäume nach gesellschaftlichen Kriterien ein. Die Hasel zählte im mittelalterlichen Irland mit zu den Häuptlingsbäumen, für ein widerrechtliches Schlagen eines Haselstrauchs galt sogar die Todesstrafe. 

Die Haselin bildete als eine der neun Heckenpflanze eine physische Grenze zwischen dem kultivierten Land und dahinter liegendem Urwald mit all seinen wilden Tieren, Waldunholden, Elfenwesen und Gottheiten. In diese zauberische Welt hinter der Hecke wagten sich nur jene, die selbst magisch aufgeladen waren, die Jäger, die Kräuter sammelnden alten Frauen – die „Heckensitzerinnen“ oder Hexen, die Schamanen und Druiden.

Hier nur mal ein Beispiel zur Hasel und welchen Stellenwert die Hasel für unsere Ahnen hatte. Für mich hat die Hasel etwas von einem Schwellenbaum, vom Diesseits auf die andere Seite. Ebenso empfinde ich sie mit ihrem feinen, weit verbreiteten Wurzelwerk als sehr Erdgebunden, vielleicht mit ein Grund warum Ihre Nüsse für uns so nahrhaft sind. Ihre zahlreichen Triebe, Blätter und Nüsse sind auch ein Symbol für Lebenskraft und Fruchtbarkeit.

Aus dem hellen  Halsel-Holz ist nun ein Trommelrahmen mit 36 cm Durchmesser entstanden. Bespannt worden ist der Rahmen mit einem Pergament von einem weiblichen Wildschwein, das in der Erde nach Nahrung wühlt und sich auch beim „Baden“  in der Matsche  sehr wohl fühlt.  Ich denke Erdgebundener geht’s nicht.

Liebe M. danke dass ich Deine Bilder teilen darf. Ich  wünsche Dir mit Deiner Trommel die Erdung die Du mit ihr hier begonnen hast.



Eröffnungsritual, mit den Holzbrettern des Haslenussbaum.

Rahmen 36/7 cm Durchmesser/Rahmenhöhe aus dem Haselholz

Bespannt mit dem Pergament vom Wildschwein.


Das Reh und die Walküre

In der alten Zeit haben wir unser Wissen über Generationen durch Erzählen an die nachfolgenden weiter gegeben. Sicherlich auch Geschichten, die über besondere Erlebnisse oder Taten von Bewohnern der Dorfgemeinschaft handelten. Hier ist meine Geschichte, die ich gerne teilen möchte.
Diese Herbst Tag- und Nachtgleiche war für mich ein solches Erlebnis.
IK hatte mich vor ca. 2 Jahren angesprochen ob ich aus einer Birke die im Garten gefällt wurde einen Trommelrahmen für sie machen könnte. Sie traf meinen Wunsch und meinen inneren "Verschieber" auf den Kopf. Ich sagte zu, obwohl ich noch nicht das Werkzeug dafür hatte. Jetzt konnte ich den inneren Verschieber verabschieden, ich hatte mein Wort gegeben.
IK (Veganer in) hatte einen 2-jährigen inneren "Konflikt" mit der Tierhaut für ihre Trommel.  Für mich ist diese eigene innere Fragestellung, der höchste Punkt der inneren Überwindung. Gleichzeitig gibt IK, mit ihrem inneren Konflikt, dem Tier der Trommelhaut,  ein Maximum an Respekt und Demut finde ich.
Vor vier Wochen schaute ich mir die Birken Stämmlinge an. Die letzten zwei Jahre hatten im Holz ihre Spuren hinterlassen. Feuchtigkeit und Pilze haben mit dem Zersetzungsprozess  begonnen. Nach einigen Kontrollschnitten hatte ich ein Teil des Stammes gefunden, bei dem ich noch eine Möglichkeit sah, das Holz zu nutzen.
Nachdem ich den Stamm zu Brettern aufgeschnitten hatte, rieten mir meine holzkundigen Freunde von einer Verarbeitung  ab. Steck das Holz in den Ofen. Ich hatte jedoch ein klares nein.
Nach einer Reise stand für mich fest, dieses Birkenholz will ein Trommelrahmen werden. Ein Rahmen zwischen "noch im Leben" aber auch mit den Spuren des "Sterbens".  Der Rahmen in der "Transformation".

 

Dann war dann noch IL. Vor Monaten fragte sie mich ob ich für sie einen Trommelrahmen aus Eiche hätte. Ich lud sie zur "Trommel-Zeit" ein und zeigte ihr einige. Meine Anmerkungen zum Gewicht und des nicht so einfach zu verarbeitenden Eichenholzes waren kein Grund die Holzart zu wechseln. Für mich gefühlt ein: "Ich will!"
In einem Nebensatz erwähnte ich, dass ich noch aus einer vor Jahren umgewehten Eiche noch  2/3 Bretter heraussägen möchte.
30 Min später standen wir vor dem Grundstück. Steine, Büsche, Zweige und Brombeeren. Schuhe wollte sie nicht anziehen. Ok, dann eben nicht. Nach einem Ritual  für den  Baum vereinbarten wir, dass ich mich wieder melde wenn die Bretter für den Rahmen getrocknet sind. An diesem  Abend schrieb sie mir, das sie 18 Zecken mitgenommen hat, ob ich auch eine bei mir gefunden habe war ihre Frage. Sonst nichts. Ich dachte so für mich, scheinbar normal für sie.

Nach Wochen der Holztrocknung schrieb ich ihr am Donnerstag  vor der  Herbst Tag & Nachtgleiche und teile ich ihr mit, dass ihr Rahmenholz trocken ist. Am nächsten Morgen stand sie vor meiner Tür um ihren Rahmen aus ihrer Eiche entstehen zu lassen.
Das folgenden  Wochenende war eigentlich für Rahmenbau der "Transformation" mit Ik und ihrer Birke verplant. Dann stellte ich mir die Frage, geht das zusammen im Trommelbau mit den beiden?
IK  für mich gefühlt das zarte Reh am Waldrand mit spitzen Ohren und weit geöffneten Augen. Gespannt,  beobachtend bis in die Haarspitzen mit Achtsamkeit gefüllt. IL gefühlt, hier bin ich.
Dann war da noch die Tag und Nachtgleiche. Inmitten von Licht, Dunkelheit, dem Gleichgewicht und der Unterschiedlichkeit.

Am Freitagmorgen, zur Tag und Nachtgleiche stand IL und IK vor der Tür. Nach Tee/Kaffee quatschen und trommeln haben wir den Raum für den Trommelbau von IK und IL  eröffnet.
Zuerst das Holz der Birke & Eiche hobeln, und zuschneiden der Lebens-Bretter. Sie stehen für mich für das Verborgene und Sichtbare im Leben. Für mich immer wieder neu, wie hier Trommelbauer im Ritual reagieren. IL, die "hier bin ich" wurde immer ruhiger und nachdenklicher. Das ist für mich  der Moment in dem etwas ins Bewegung kommt, dass sich dann vielleicht beim Zerstückeln der Lebensbretter zeigt.
Mit dem "sortieren" der einzelnen Segmente der Lebensbretter wird dann der neue "Lebenskreis" (Trommelrahmen) geschlossen.
In der Regel übernehme ich das Arbeiten mit den fräsenden und schneidenden Maschinen........ ich spürte den kraftvollen und durchdringenden Blick von IL. Gefühlt stand eine Walküre neben mir und forderte nun die Maschine, um selbst weiter zu machen.
Nach der Wahl der Tierart und der Auswahl des Tieres stand am Abend noch das Ritual am Wasser an.
Ich habe das Glück in einer sehr wasserreichen Gegend zu wohnen. Externsteine, Emsquellen, Flurbachtal, Silberbach, Berlebecker Quelle, Paderquelle und die Lippequelle vor Ort.
Die verschiedenen interessanten Wasserstellen vor Ort werden erkundet und ausgewählt, jeder für sich. IK entschied sich für den Quell-Kolk der Lippequelle. Bei uns im Ort wird diese Stelle Odinsauge genannt. Je nach Sonnenschein und Sedimenten im Wasser schimmert es von blau bis grün. Ich vergleiche dieses Quelloch gerne mit Mimirs Brunnen unter dem Weltenbaum. Mit seinen ca. 6/8 Meter Tiefe ein stattlicher Eingang in den Bauch von Mutter Erde. Interessant, das sich IK mit ihrem Rahmen der Transformation diese Stelle ausgesucht hat.
Für IL stand fest, ich fahre ins Silberbachtal  mit meiner Trommelhaut.  Übergebe sie dort dem Element Wasser und bleibe die Nacht mit ihr im Wald.  Die Walküre ist zu Hause dachte ich ;-)
So sei es.
Am nächsten Morgen das Vereinen von Rahmen und Trommelhaut. Die kalte und weiche Trommelhaut in den Händen zu halten ist schon besonders, mit dem Gefühl beim finalen Zuschneiden wird sich jeder nochmal bewusst, was sie in den Händen hält.
Mit dem verschnüren, spannen der Trommelhaut und den folgenden Schritten hat jeder für sich seine eigenen Impulse. Wenn es dann im Raum ganz ruhig wird,  keiner mehr quatscht.......haben sich zwei gefunden die miteinander verwachsen.
Für mich ist es bei der Übergabe der Trommel  im Ritual  an die Trommlerin immer noch besonders. Ist es das nicht mehr, höre ich auf Trommeln zu bauen.
Vieleicht werden IL und IK  diese Geschichte auch an einem Lagerfeuer in ihrer Gemeinschaft erzählen.